Implementierung von Gender Mainstreaming in Kirchenbezirken und im Ev. Oberkirchenrat der Ev. Landeskirche Baden
Auftragsförderung: Evangelische Landeskirche Baden |
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Laufzeit: | 04/2001 - 05/2002 |
Leitung: | Prof. Dr. Cornelia Helfferich |
Team: | Silke Keck, Daniela Spéder, Sylvia Krumm, M.A. |
Typ der Forschung: | Evaluation |
Die Gender Veranstaltungen wurden durchgeführt unter der Leitung von Heide Trommer, Stuttgart. Im EOK wurde das Projekt von der Fachgruppe Gleichstellung und von deren Vorsitzende, Frau Clotz-Blankenfeld, betreut.
Fragestellung
Die Ev. Landeskirche Baden erprobte in einem Modellprojekt, ob und wie Maßnahmen des Gender Mainstreaming in Kirchenbezirken (Projektteil A) und im Evangelischen Oberkirchenrat in Karlsruhe (EOK, Projektteil B) implementiert werden können. Damit wird die neuere Diskussion um Gender Mainstreaming aufgegriffen, die verbunden ist mit den Begriffen Partizipation und Geschlechtergerechtigkeit, Einbezug beider Geschlechter und Organisationsentwicklung. Die ausgewählten Kirchenbezirke waren Lörrach und Mannheim Die wissenschaftliche Begleitung leistete in Projektteil A eine Analyse des Ist-Zustandes und erhob als Effekte des Gender Trainings u.a. die Resonanz auf die Maßnahmen. Da sich im Laufe des Prozesses herausstellte, dass Gender Maßnahmen in den Kirchengemeinden nicht auf dem vorgesehenen Weg zu verankern sind, wurde der Auftrag der wissenschaftlichen Begleitung umdefiniert in eine Analyse der Barrieren und Widerstände.
Forschungsdesign
Teil A: Gruppendiskussionen mit Gremienmitgliedern auf Bezirksebene in Mannheim
Teil B: Sekundäranalyse von Statistiken im Personalbereich des EOK
- Standardisierte Erhebung zum subjektiven Veränderungsbedarf im Genderbereich bei Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen (Fragebögen)
- Qualitative Interviews mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der höheren Ebenen zur Rekonstruktion von Arbeitskultur(en) und zum eigenen Arbeitsverständnis
- Dokumentation von Gender Maßnahmen und Erhebung der Resonanz (Vorab-Fragebögen, teilnehmende Beobachtung, Telefoninterviews)
Ergebnisse
In den Kirchenbezirken existiert eine vielfältige Alltagskultur mit neuen Formen der Geschlechterrollen und -verständigungen neben traditionellen Vorstellungen - quer zu den Geschlechtergruppen. Das Geschlechter- bzw. Frauenthema wird bei Kirchenmitgliedern an der Basis bzw. in ehrenamtlichen Gremien derzeit nicht allgemein positiv wahrgenommen. In der Diskussion zeigte sich, dass gerade Gender Mainstreaming auf symbolischer Ebene ein besserer Ausgangspunkt ist, die Sorgen und Nöte und die Überzeugungen der Frauen und Männern an der Basis aufzugreifen als die Frauenförderung, ohne deshalb die praktische Relevanz der Frauenförderung aufzugeben.
Die Beschäftigtenstatistik im Ev. Oberkirchenrat zeigt im 5-Jahres-Zeitraum positive Veränderungen in Richtung einer Gleichstellung bei Stellenbesetzungen und einer stärkeren Repräsentanz von Frauen auf höheren Beschäftigungsebenen. In einigen Bereichen, z.B. bei Abteilungsteilungen, sind die Veränderungen allerdings bescheiden. In der rekonstruierten „Arbeitskultur" stellen zwar „weibliche" Werte wie Kommunikationsfähigkeit und flache Hierarchien zentrale Werte dar, aber das Verständnis eines höheren Amtes als „Dienst" und nicht als „Karriere" und die Berichtssysteme, die den Zugang zu diesen Stellen steuern, behindern Frauen und Frauenförderung. Weniger eine strikte Trennung, als vielmehr das systematische Übergreifen der beruflichen Tätigkeit auf den familiären Bereich gilt als Problem. Der insgesamt nicht sehr ausgeprägte subjektive Veränderungsbedarf bezieht sich v.a. auf Qualifizierungsaspekte und flexible Arbeitszeit, die aber ansatzweise bereits realisiert wurden.
Projektveröffentlichungen
Die Diplomarbeiten von Silke Keck und Daniela Spéder sind in der Bibliothek der EFH einsehbar.
Der Abschlussbericht von Projektteil B ist anzufragen bei:
Evangelische Landeskirche, Oberkirchenrat Gerhard Vicktor, Blumenstr. 2-4, 76133 Karlsruhe