Verbundprojekt: Checken, Abklären und Entscheiden, Tun: Jugendliche gegen sexualisierte Gewalt unter Jugendlichen stark machen (CHAT)

Handreichungen für pädagogische Fachkräfte für die niedrigschwellige Arbeit mit (Gruppen von) Jugendlichen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Vorbelastungen


SoFFI F. Teilprojekt:
Verstehen und Bearbeiten zielgruppenspezifischer Hürden


Projektlaufzeit: 01.12.2021 – 30.11.2024


Projektleitung:
Deutsches Jugendinstitut (DJI), München

Verbundpartner:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Köln

Deutsche Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung, -vernachlässigung und sexualisierter Gewalt (DGfPI) e.V., Düsseldorf  

 

Projektziel
Übergeordnetes Ziel des Projektes ist die Weiterentwicklung der Prävention sexueller Übergriffe unter Jugendlichen in deren sozialem Umfeld durch die diskursive und partizipative Erarbeitung von Schutzprozessen von Jugendlichen zusammen mit pädagogischen Fachkräften.

  1. Ziel auf der Ebene der Jugendlichen ist die Befähigung, Interaktionen unter Gleichaltrigen so zu gestalten, dass sexuelle Übergriffe im Umfeld verhindert oder gestoppt werden. Jugendliche sollen mit riskanten Interaktionssituationen umgehen und so sich selbst und andere schützen können.
     
  2. Auf der Ebene pädagogischer Fachkräfte ist das Ziel, mit Hilfe von Materialien und Fortbildungen an den Kompetenzen Jugendlicher arbeiten zu können und sie für diese Gestaltungsleistungen zu ermächtigen.
     
  3. Auf institutioneller Ebene ist das Ziel die Etablierung von Präventionsmaßnahmen und die Schaffung sicherer Orte.
     
  4. Auf wissenschaftlicher Ebene ist das Ziel die Formulierung eines für das Jugendalter angemessenen und über eine Fokussierung auf das Bewahren vor Gefahren hinausgehenden Präventionsparadigmas der Kompetenzorientierung, das Jugendliche in der Rolle der aktiv ihre Umwelt gestaltende Personen anspricht und in Verantwortung für den Schutz der Peers einbindet.

Besonderes Merkmal der innovativen Prävention ist die Einbettung des (möglichen) Täter-Opfer-Geschehens in den Kontext jugendlicher Interaktionen und Gruppendynamik unter Einbezug weiterer Personen als Bystander.


Die zentralen Fragestellungen des Projekts lauten

  • Lassen sich mit dem spezifischen, in Vorläuferprojekten entwickelten pädagogischen Zugang zur Arbeit mit Jugendlichen im sozialen Umfeld Schutzkompetenzen im sozialen Umfeld fördern?
     
  • Welche Materialien und darauf aufbauenden Konzepte für Fortbildung und Lehre lassen sich anhand der Interviews mit Jugendlichen und eines Handlungsmodells („CHAT“) zu unterstützendem Bystander-Verhalten entwickeln, erproben und in der Praxis nachhaltig verankern, um in den Handlungsfeldern Schule, Jugend(verbands)-arbeit sowie stationäre Jugend- und Behindertenhilfe die Prävention sexualisierter Gewalt im Jugendalter im sozialen Umfeld zu fördern?


Ziele des SoFFI F.- Teilprojekts B:
Verstehen und Bearbeiten zielgruppenspezifischer Hürden

Das Forschungsprojekt adressiert Risikosituationen für sexuelle Übergriffe in sozialen Beziehungen zwischen Jugendlichen. Ziel ist die Weiterentwicklung und Evaluation eines innovativen Präventionsansatzes, der Jugendliche altersgemäß befähigen soll, sich selbst und andere in Risikosituationen zu unterstützen. Im Projekt sollen entsprechende Präventionsmaterialien für Jugendliche sowie Fortbildungsmaßnahmen und -materialien für pädagogische Fachkräfte entwickelt und erprobt werden. Damit greift das Vorhaben die Ergebnisse vorhergehender SoFFI F.- Projekte (-> Projekt Schutzprozesse gegen sexuelle Übergriffe: Partizipative Prävention im sozialen Umfeld vulnerabler Jugendlicher, Projekt Prävention von Reviktimisierung bei sexuell missbrauchten Jugendlichen in Fremdunterbringung), insbesondere zu Disclosure unter Peers und unterstützendem (Bystander-)Verhalten zwischen Jugendlichen auf.

Ziel und Aufgabe des Teilvorhabens des SoFFI F. ist es, den subjektiven Blick Jugendlicher auf interne Interaktionsordnungen zu richten und dadurch die Schwierigkeiten und Chancen des Eingreifens Dritter aus Sicht der Jugendlichen zu verstehen. Im Weiteren wird dieses verstehende, hermeneutische Wissen in Fortbildungsmodule für pädagogische Fachkräfte übersetzt und zu einer spezifischen Kompetenz von pädagogischen Fachkräften ausgebaut werden.
 
Zielgruppe
Zielgruppe sind 15- bis 19-jährige weibliche und männliche Jugendliche, die in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe oder Behindertenhilfe leben oder die Haupt- oder Werk-Realschulen besuchen.
Auf institutioneller Ebene sind die Zielgruppen die Fachkräfte in Einrichtungen stationärer Jugendhilfe bzw. Behindertenhilfe und von Hauptschulen, der offenen Jugendarbeit sowie in Fachverbänden.
 

Methodisches Vorgehen
Eine Re-Analyse von qualitativen Interviews und Gruppendiskussionen aus den Vorgängerprojekten (Mädchen und Jungen zwischen 15 und 19 Jahren, die in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe leben oder die Haupt- oder Werk-Realschulen besuchen) wird durchgeführt. Weitere Interviews mit vulnerablen Jungen und Jugendlichen mit Behinderungen, die der Projektpartner durchführt, werden ausgewertet.
SoFFI F. verantwortet als speziellen Auswertungs- und Aufbereitungsschritt der erhobenen Interviews und Gruppendiskussionen szenische Interaktionsanalysen, die unter den identifizierten Besonderheiten der Gruppendynamik, der kollektiv verankerten Orientierungen Hinweise auf Interaktionsordnungen und Repräsentanz von Übergriffen bieten und zu Anknüpfungspunkten für das pädagogische Arbeiten an den Hürden und Dilemmata des Eingreifens führen.
 

Team
Prof. Dr. Barbara Kavemann (Inhaltliche Projektleitung); Jessica Krebs (M.A. Soziale Arbeit); Prof. Dr. Heiko Löwenstein (beratend im Projekt tätig), Petra Stromberger (Verwaltung)

 
Kontakt
Prof. Dr. Barbara Kavemann: barbara.kavemann[at]eh-freiburg.de