SoFFI F.-Teilprojekt: Verzahnung qualitativer Analysen von Bystanderdynamik und innovativer Methodenentwicklung
Verbundprojekt mit dem Deutschen Jugendinstitut (DJI), München
Projektlaufzeit: 01.04.2018 – 31.08.2021

Projektziel
Gesamtziel des Vorhabens ist die wissenschaftlich fundierte Entwicklung und Erprobung von innovativer, im sozialen Umfeld von Jugendlichen als Kontext ansetzender Prävention von sexueller Viktimisierung. Zielgruppe waren 15- bis 19-jährige weibliche und männliche Jugendliche, die in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe leben oder die Haupt- oder Werkrealschulen besuchen.
Das Vorhaben soll dazu beitragen, in pädagogischen Einrichtungen (stationäre Jugendhilfe, Hauptschulen) Schutzprozesse zu etablieren, die auf das Umfeld vulnerabler Jugendlicher zielen. Schutzprozesse umfassen dabei die drei Ebenen der (1) persönlichen Erfahrung, sich schützen zu können, (2) der Intervention zugunsten des Schutzes anderer im sozialen Umfeld und (3) der Herstellung eines schützenden Umfelds innerhalb und außerhalb der Einrichtung.
Es wurden Erkenntnisse des Projekts „Prävention von Re-Viktimisierung bei sexuell missbrauchten Jugendlichen in Fremdunterbringung“ aufgegriffen, dass multiple Gefährdungs- und Stigmatisierungserfahrungen die Vulnerabilität für (erneute) Viktimisierung deutlich erhöhen – hier ist eine spezifische Prävention dringlich.
Als lebensangemessene Form der Prävention wurde das Medium des Mitmach-Theaters entwickelt. Präventionspraxis und (qualitative) Datenerhebung sind verzahnt.
Ziele des SoFFI F.-Teilprojektes: ‚Verzahnung qualitativer Analysen von Bystanderdynamik und innovativer Methodenentwicklung‘
1. Wissenserweiterung: Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Dynamik im sozialen Umfeld (Peers, Wohngruppe, Beziehungen) aus Sicht von Jugendlichen (qualitative Erhebungen): Bedeutung von Interaktionsregeln und Rollen, des Machtgefüges, von sexuellen Normen und Werten für Schutzprozesse („sicherer Ort“).
2. Neue, kreative und partizipative Impulse für die Prävention bei spezifisch vulnerablen Gruppen und für die Fortbildung von Fachkräften: Aufhellung von Möglichkeiten von Interventions- und Schutzhandeln unter (vulnerablen) Jugendlichen selbst, Aufhellung von Unterstützungsmöglichkeiten bei Desistance-Prozessen bei Viktimisierungs-„Karrieren“, die sich zu verfestigend rohen, mit qualitativen Methoden.
3. Weiterentwicklung institutioneller Prozesse und professionellen Handelns: Innovative und partizipative Entwicklung eines ansprechenden Präventionsangebots für vulnerable und marginalisierte Jugendliche.
4. Ein innovativer und partizipativer Ansatz in der Methodenwahl: Transfer der Erkenntnisse zu Schutzprozessen durch den Austausch mit der Praxis und Bereitstellung von erarbeiteten Materialien (Workshopkonzept, Videoclip).
Zielgruppe
Zielgruppe waren 15- bis 19-jährige weibliche und männliche Jugendliche, die in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe leben oder die Haupt- oder Werk-Realschulen besuchen.
Auf institutioneller Ebene sind die Zielgruppen die Fachkräfte in Einrichtungen stationärer Jugendhilfe und von Hauptschulen sowie Fachverbände und andere Professionelle in Leitungsfunktionen.
Methodisches Vorgehen
Qualitative Erhebungsverfahren Gruppendiskussionen, Einzelinterviews, teilnehmende Beobachtung), standardisierte Instrumente, partizipative Erhebungsansätze.
Publikationen
Doll, Daniel; Quinten, Johanna; Kavemann, Barbara; Helfferich, Cornelia (2021): Jugendliche stark machen für Schutz vor sexuellen Übergriffen in ihrem sozialen Umfeld – Konzept für einen Präventionsworkshop mit theaterpädagogischen Elementen. Freiburg: Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut zu Geschlechterfragen im FIVE e.V.
Helfferich, Cornelia; Doll, Daniel; Feldmann, Jasmin; Kavemann, Barbara (2021): Sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen als Frage von Macht, Geschlecht und sozialer Einbindung in Gruppen – eine qualitative Rekonstruktion. (Open Access Artikel)
Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation (ZSE).
Helfferich, C., Doll, D. & Kavemann, B. (2019). Prävention sexueller Übergriffe auf Partys: Interventionen Dritter aus der Sicht Jugendlicher. Kindesmisshandlung und -vernachlässigung, 22 (1), 26–41. doi:10.13109/kind.2019.22.1.26
Team
Projektleitung:
Prof.in Dr.in Barbara Kavemann
Wiss. Mitarbeitende:
Daniel Doll (M.A. Soziale Arbeit); Jasmin Feldmann (M.A. Soziologie); Prof. Dr. Cornelia Helfferich (SoFFI F.-Institutsleitung); Johanna Quinten (B.A.Gesundheitspädagogin, M.A. Soziale Arbeit)
Studentische Hilfskräfte:
Bethje Berg; Armin Ehrlicher; Vanessa Nicklaus; Mandana Hassan pour Razavi; Annika Rieger; Paul Schings; Helene Thaa; Lisa Vatter